Also alles kein Problem und keine Wünsche offen? «Nein, das nicht, ich wünsche mir, dass Gehörlosen dieselben Informationen zugänglich gemacht werden wie Hörenden», so Vijayakumar. Die SBB helfen beispielsweise, indem sie Verspätungen auf den Tafeln anzeigen und nicht nur via Lautsprecher informieren. «Zudem wäre es schön, wenn noch mehr Führungskräfte gehörlose Personen anstellen würden. Insgesamt ist es ein Prozess, bei dem sich die Gesellschaft verändern muss», ist Vijayakumar überzeugt.
Veränderungen gab es im Leben der 34-Jährigen im vergangenen Jahr reichlich. So hat Vijayakumar, die in ihrer Freizeit gerne in den Bergen wandert, Freunde trifft, kocht, «böötlet» und Restaurants besucht, nicht «nur» den Arbeitsort gewechselt. Nein, die Westschweizerin hat das getan, was auch für viele Hörende kein einfaches Unterfangen ist: Sie hat den Röstigraben überwunden. Aber wie kommt man dazu, von der Westschweiz in die Deutschschweiz zu ziehen? «Pourquoi pas?», fragt Vijayakumar zurück. «Mein Ziel ist es, Deutsch zu lernen.» Nur in Französisch kann Vijayakumar von den Lippen ablesen. Bei der Frage nach persönlichen Zielen wird jedoch klar, dass nicht nur die deutsche Sprache Motivation zur Überwindung des Röstigrabens war. «Familie», antwortet Vijayakumar rasch und fügt erklärend an, dass sie und ihr gehörloser Partner aus der Deutschschweiz im Frühling ein Kind erwarten. Die Liebe bleibt einer der schönsten Gründe, um Grenzen zu überwinden.